Laut dem Wirtschaftsverband ISFE spielt die Hälfte der europäischen Bevölkerung zwischen 6 und 64 Jahren Videospiele. Unter den 6-bis 10-Jährigen ist der Anteil um einiges größer (68 %), ebenso bei 11- bis- 14-Jährigen (79 %) und 15- bis 24-Jährigen (72 %). Bis zu drei Stunden verbringen Jugendliche laut einigen Umfragen täglich mit dem Spielen. Das muss nicht gleich ein Problem sein, solange ihnen noch Zeit für andere Aktivitäten bleibt.
Was ganz harmlos als gesundes Interesse, z. B. über die Feiertage beginnt, kann irgendwann in eine Besessenheit umschlagen und sogar zu einer Sucht werden. Eltern müssen die Anzeichen erkennen können und wissen, wie sie das Problem angehen, ehe es außer Kontrolle gerät.
Anzeichen, dass Ihr Kind zu viele Videospiele spielt
Eltern, die nicht mit digitalen Technologien oder Games-on-Demand aufgewachsen sind, sehen die Bildschirmzeit ihrer Kinder manchmal etwas zu eng. Einige Bedenken sind aber durchaus berechtigt: Mit was für Leuten redet mein Kind online? Wie wirkt sich das Spielen auf das Schlafverhalten, Stimmung und Verhalten und die physische Gesundheit meines Kindes aus?
Wie erkenne ich also, dass mein Kind nach Videospielen süchtig ist?
- Es taucht so tief in die digitale Welt ein, dass es dem echten Leben keine Aufmerksamkeit mehr schenkt. Anzeichen können sein:
- Vernachlässigung der persönlichen Hygiene oder des Essens
- Vermeidung von persönlichem Kontakt mit Freunden
- Es reagiert gereizt oder unruhig, wenn es seine Lieblingsspiele nicht spielt.
- Es wirkt übermäßig müde oder kriegt Kopf-, Hand- oder Augenschmerzen vom zu langem Spielen.
- Es will nicht in die Schule gehen, um mehr spielen zu können.
- Es hat Einschlafprobleme.
- Es sagt nicht ehrlich, wie viel Zeit es mit dem Spielen verbringt.
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Nur weil Ihre Kinder diese Symptome aufweisen, muss das aber nicht heißen, dass sie süchtig nach Videospielen sind. Gleichzeitig müssen nicht alle Spielsüchtige jedes dieser Symptome aufweisen. Am besten sprechen Sie mit Ihren Kindern über Ihre Bedenken. Falls das nichts bringt, sprechen Sie mit ihren Lehrerinnen und Lehrern.
Wie können Sie die Spielzeit Ihrer Kinder begrenzen?
Wenn Sie meinen, dass Ihr Kind wöchentlich zu viel Zeit mit dem Spielen von Videospielen verbringt, versuchen sie wie folgt vorzugehen:
- Kommunizieren: Was auch immer passiert, hören Sie nicht auf, miteinander zu sprechen. Ihre Kinder benötigen Anleitung, aber sie müssen auch das Gefühl haben, dass Sie ihre Sorgen und Gefühle offen und unvoreingenommen anhören. Machen Sie ihnen keine Vorwürfe und versuchen Sie, einander besser zu verstehen.
- Vertrauen schaffen: Als Teil dieses Kommunikationsprozesses sollten Sie das Vertrauen ineinander stärken. Wenn Sie Ihren Kindern einfach nur sagen, dass sie etwas nicht tun sollen, machen sie danach einfach nur heimlich weiter. Seien Sie gegenüber den Erfahrungen, die Ihre Kinder auf dem Weg zum Erwachsenwerden durchmachen, so offen und empathisch wie möglich.
- Gemeinsam Grenzen setzen: So wie Sie Ihren Kindern nicht einfach nur Verbote erteilen sollten, sollten Sie auch dem Drang zu widerstehen versuchen, ihre Geräte und Konsolen zu beschlagnahmen. Erarbeiten Sie stattdessen gemeinsam einen Plan zur Reduzierung der Bildschirmzeit. Zum Beispiel könnten Sie Spieleapps auf bestimmten Geräten deinstallieren. Das kann schrittweise erfolgen. Einigen Sie sich zum Beispiel auf tägliche Zeitlimits für das Spielen oder bis wann das WLAN am Abend genutzt werden darf. Wenn man das gemeinsam bespricht, ist die Erfolgschance höher.
- Digitale Pausen planen: Genauso sollten Sie auch mit Ihren Kindern kurze Pausen planen, in denen sie sich von ihren Geräten/Konsolen losreißen. Das kann ein Ausflug für ein paar Stunden sein oder sogar ein Wochenende. Unternehmen Sie in der Zeit etwas, das allen Spaß macht, und bestärken und motivieren Sie so viel wie möglich.
- Kindersicherungs-Apps nutzen: Spezialisierte Software kann den Zugang zu bestimmten Spieleapps blockieren und/oder Nutzungszeiten einschränken. Wenn Sie glauben, dass Ihre Kinder sich nicht an ihre Abmachungen halten, kann der Schaden so minimiert werden. Erklären Sie jedoch immer, warum Sie solche Apps nutzen.
- Kindeswohl sichern: Eltern machen sich nicht nur Sorgen, dass ihre Kinder zu viel online spielen, sondern auch darüber, mit wem sie online interagieren und was für Inhalten sie dort ausgesetzt sind. Bei Zweiterem können Kindersicherungs-Apps helfen. Eltern sollten aber auch bereit sein, ihre Kinder über die möglichen Gefahren der digitalen Welt aufzuklären. Da sie mit dem Internet aufgewachsen sind, glaubt man vielleicht, dass Kinder sich besser auskennen, als es tatsächlich der Fall ist. Erklären Sie ihnen, warum man nicht zu viele persönliche Informationen über sich online preisgeben sollte und wie man sich online vor Menschen mit schlechten Absichten schützt. Geben Sie ihnen das Gefühl, dass sie Ihnen alles erzählen können und Sie ihnen unvoreingenommen zuhören werden.
Eltern vergessen manchmal, wie stressig es ist, erwachsen zu werden. Videospiele eignen sich hervorragend als Abwechslung zu den Dramen und Emotionen des Erwachsenwerdens. Gleichzeitig unterstützen sie die Entwicklung unterschätzter Fähigkeiten wie Auge-Hand-Koordination und Problemlösung. Sicherheit und Gesundheit des Kindes sind aber ebenso wichtig. Deswegen sollte man so früh wie möglich eingreifen, wenn die Dinge aus dem Ruder geraten.
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