ESET-Forscher haben eine bisher unbekannte Malware-Familie entdeckt, die individuell angepasste und gut gestaltete Module verwendet und auf Linux-Betriebssysteme mit abzielt. Die Module, der von uns FontOnLake genannten Malware-Familie, werden kontinuierlich weiterentwickelt und erlauben den Angreifern Fernzugriff, das Sammeln von Anmeldeinformationen und sie dienen als Proxy-Server. In diesem Blogpost fassen wir die in unserem Whitepaper veröffentlichten Analyseergebnisse zusammen.

Um Daten (z.B. SSH-Anmeldeinformationen) zu sammeln oder andere bösartige Aktivitäten durchzuführen, nutzt diese Malware-Familie modifizierte legitime Binärdateien, die so angepasst sind, dass sie weitere Komponenten laden. Um seine Existenz zu verbergen, wird FontOnLake immer von einem Rootkit begleitet. Diese Binärdateien wie cat, kill oder sshd werden häufig auf Linux-Systemen verwendet und können zusätzlich als Persistenzmechanismus fungieren.

Die heimlichtuerische Natur der FontOnLake-Tools in Kombination mit dem fortschrittlichem Design und der geringen Verbreitung legen nahe, dass sie bei gezielten Angriffen verwendet werden.

Die erste bekannte Datei dieser Malware-Familie tauchte im vergangenen Mai auf VirusTotal auf und weitere Beispiele wurden dann im weiteren Verlauf des Jahres hochgeladen. Der Standort des C&C-Servers und die Länder, aus denen die Proben auf VirusTotal hochgeladen wurden, weisen möglicherweise darauf hin, dass Südostasien zu den Zielen gehört.

Wir glauben, dass die Betreiber von FontOnLake besonders vorsichtig sind, da fast alle beobachteten Samples einzigartige C&C-Server mit unterschiedlichen Nicht-Standard-Ports verwenden. Die Autoren verwenden hauptsächlich C/C++ und verschiedene Bibliotheken von Drittanbietern wie Boost, Poco, oder Protobuf. Keiner der C&C-Server, die in den auf VirusTotal hochgeladenen Beispielen verwendet wurden, war zum Zeitpunkt als dieser Artikel geschrieben wurde aktiv – was darauf hindeutet, dass sie aufgrund des Hochladens deaktiviert worden sein könnten.

Bekannte Komponenten von FontOnLake

Die derzeit bekannten Komponenten von FontOnLake lassen sich in die folgenden drei Gruppen einteilen, die miteinander interagieren:

  • Trojanisierte Anwendungen – modifizierte legitime Binärdateien, die angepasst wurden, um weitere Komponenten zu laden, Daten zu sammeln oder andere bösartige Aktivitäten durchzuführen.
  • Backdoors – User-Mode-Komponenten, die als Hauptkommunikationspunkt für die Hintermänner dienen.
  • Rootkits – Kernel-Modus-Komponenten, die ihre Anwesenheit meist verbergen und verschleiern, bei Updates helfen oder Fallback-Backdoors bereitstellen.

Trojanisierte Anwendungen

Wir haben mehrere trojanisierte Anwendungen entdeckt, die hauptsächlich dazu verwendet werden, um angepasste Backdoor- oder Rootkit-Module zu laden. Darüber hinaus können sie auch sensible Daten sammeln. Patches der Anwendungen werden höchstwahrscheinlich auf Quellcodeebene angewendet, was darauf hindeutet, dass die Anwendungen kompiliert wurden und die ursprünglichen Anwendungen ersetzt wurden.

Alle trojanisierten Dateien sind Standard-Linux-Dienstprogramme und dienen jeweils als Persistenzmethode, da sie normalerweise beim Systemstart ausgeführt werden. Der ursprüngliche Weg, auf dem diese trojanisierten Anwendungen zu ihren Opfern gelangen, ist nicht bekannt.

Die Kommunikation einer trojanisierten Anwendung mit ihrem Rootkit läuft über eine virtuelle Datei, die vom Rootkit erstellt und verwaltet wird. Wie in Abbildung 1 dargestellt, können Daten aus der/in die virtuelle Datei gelesen/geschrieben und auf Anfrage der Betreiber mit ihrer Backdoor-Komponente exportiert werden.

Abbildung 1. Interaktion der Komponenten von FontOnLake

Hintertüren

Die drei verschiedenen Backdoors, die wir entdeckt haben, sind in C++ geschrieben und alle verwenden, wenn auch auf leicht unterschiedliche Weise, dieselbe Asio-Bibliothek von Boost für asynchrone Netzwerke und Low-Level-I/O. Poco , Protobuf und Funktionen von STL wie smarte Pointer werden ebenfalls verwendet. Was bei Malware selten ist, ist die Tatsache, dass diese Hintertüren auch eine Reihe von Software-Designmustern aufweisen.

Die Funktionalität, die sie alle gemeinsam haben, besteht darin, dass jede Backdoor die gesammelten Anmeldeinformationen und seinen Bash-Befehlsverlauf in seinen C&C exfiltriert.

In Anbetracht einiger überlappender Funktionen werden diese verschiedenen Hintertüren höchstwahrscheinlich nicht zusammen auf einem kompromittierten System verwendet.

Alle Hintertüren verwenden zusätzlich benutzerdefinierte Heartbeat-Befehle, die regelmäßig gesendet und empfangen werden, um die Verbindung aufrechtzuerhalten.

Die Gesamtfunktionalität dieser Hintertüren besteht aus den folgenden Methoden:

  • Exfiltrieren der gesammelten Daten
  • Erstellung einer Brücke zwischen einem benutzerdefinierten ssh-Server, der lokal ausgeführt wird, und seinem C&C-Server
  • Manipulieren von Dateien (z. B. Hochladen/Herunterladen, Erstellen/Löschen, Verzeichnisauflistung, Ändern von Attributen usw.)
  • Als Proxy-Server fungieren
  • Ausführen beliebiger Shell-Befehle und Python-Skripte

Rootkit

Wir entdeckten in jeder der drei Backdoors zwei geringfügig unterschiedliche Versionen des Rootkits, die jeweils nur einzeln verwendet wurden. Es gibt erhebliche Unterschiede zwischen diesen beiden Rootkits, allerdings überschneiden sich bestimmte Aspekte von ihnen. Obwohl die Rootkit-Versionen auf dem Open-Source-Projekt suterusu basieren, enthalten sie einige ihrer exklusiven, individuellen  Techniken.

Die Funktionen der beiden von uns entdeckten Versionen des Rootkits umfassen zusammengenommen:

  • Verstecken von Prozessen
  • Verstecken von Dateien
  • Sich selbst verstecken
  • Netzwerkverbindungen verbergen
  • Weitergabe der gesammelten Anmeldeinformationen an seine Backdoor
  • Portweiterleitung durchführen
  • Empfang von magischen Paketen (Magische Pakete sind speziell gestaltete Pakete, die das Rootkit anweisen können, eine weitere Backdoor herunterzuladen und auszuführen)

Nach unserer Entdeckung und noch während der Fertigstellung unseres Whitepapers zum Thema veröffentlichten Anbieter wie Tencent Security Response Center, Avast und Lacework Labs ihre Forschungsergebnisse zu anscheinend der gleichen Malware.

Alle bekannten Komponenten von FontOnLake werden von ESET-Produkten als Linux/FontOnLake erkannt. Unternehmen oder Einzelpersonen, die ihre Linux-Endpunkte oder -Server vor dieser Bedrohung schützen möchten, sollten ein mehrschichtiges Sicherheitsprodukt und eine aktualisierte Version ihrer Linux-Distribution verwenden. Einige der von uns analysierten Malware-Samples wurden speziell für CentOS und Debian erstellt.

In der Vergangenheit haben wir eine Operation beschrieben, die bestimmte Verhaltensmuster mit FontOnLake teilte; ihre Ausmaße und seine Wirkung waren jedoch viel größer. Wir haben sie Operation Windigo getauft und Sie finden weitere Informationen dazu in diesem Whitepaper und diesem Blogpost.

Weitere technische Details zu FontOnLake finden Sie in unserem umfangreichen Whitepaper.

IoCs

Samples

SHA-1 Description Detection name
1F52DB8E3FC3040C017928F5FFD99D9FA4757BF8 Trojanized cat Linux/FontOnLake
771340752985DD8E84CF3843C9843EF7A76A39E7 Trojanized kill #rowspan#
27E868C0505144F0708170DF701D7C1AE8E1FAEA Trojanized sftp #rowspan#
45E94ABEDAD8C0044A43FF6D72A5C44C6ABD9378 Trojanized sshd #rowspan#
1829B0E34807765F2B254EA5514D7BB587AECA3F Custom sshd #rowspan#
8D6ACA824D1A717AE908669E356E2D4BB6F857B0 Custom sshd #rowspan#
38B09D690FAFE81E964CBD45EC7CF20DCB296B4D Backdoor 1 variant 1 #rowspan#
56556A53741111C04853A5E84744807EEADFF63A Backdoor 1 variant 2 #rowspan#
FE26CB98AA1416A8B1F6CED4AC1B5400517257B2 Backdoor 1 variant 3 #rowspan#
D4E0E38EC69CBB71475D8A22EDB428C3E955A5EA Backdoor 1 variant 4 #rowspan#
204046B3279B487863738DDB17CBB6718AF2A83A Backdoor 2 variant 1 #rowspan#
9C803D1E39F335F213F367A84D3DF6150E5FE172 Backdoor 2 variant 2 #rowspan#
BFCC4E6628B63C92BC46219937EA7582EA6FBB41 Backdoor 2 variant 3 #rowspan#
515CFB5CB760D3A1DA31E9F906EA7F84F17C5136 Backdoor 3 variant 4 #rowspan#
A9ED0837E3AF698906B229CA28B988010BCD5DC1 Backdoor 3 variant 5 #rowspan#
56CB85675FE7A7896F0AA5365FF391AC376D9953 Rootkit 1 version 1 #rowspan#
72C9C5CE50A38D0A2B9CEF6ADEAB1008BFF12496 Rootkit 1 version 2 #rowspan#
B439A503D68AD7164E0F32B03243A593312040F8 Rootkit 1 version 3 #rowspan#
E7BF0A35C2CD79A658615E312D35BBCFF9782672 Rootkit 1 version 4 #rowspan#
56580E7BA6BF26D878C538985A6DC62CA094CD04 Rootkit 1version 5 #rowspan#
49D4E5FCD3A3018A88F329AE47EF4C87C6A2D27A Rootkit 1 version 5 #rowspan#
74D44C2949DA7D5164ADEC78801733680DA8C110 Rootkit 2 version 1 #rowspan#
74D755E8566340A752B1DB603EF468253ADAB6BD Rootkit 2 version 2 #rowspan#
E20F87497023E3454B5B1A22FE6C5A5501EAE2CB Rootkit 2 version 3 #rowspan#
6F43C598CD9E63F550FF4E6EF51500E47D0211F3 inject.so #rowspan#

C&Cs

From samples:

47.107.60[.]212
47.112.197[.]119
156.238.111[.]174
172.96.231[.]69
hm2.yrnykx[.]com
ywbgrcrupasdiqxknwgceatlnbvmezti[.]com
yhgrffndvzbtoilmundkmvbaxrjtqsew[.]com
wcmbqxzeuopnvyfmhkstaretfciywdrl[.]name
ruciplbrxwjscyhtapvlfskoqqgnxevw[.]name
pdjwebrfgdyzljmwtxcoyomapxtzchvn[.]com
nfcomizsdseqiomzqrxwvtprxbljkpgd[.]name
hkxpqdtgsucylodaejmzmtnkpfvojabe[.]com
etzndtcvqvyxajpcgwkzsoweaubilflh[.]com
esnoptdkkiirzewlpgmccbwuynvxjumf[.]name
ekubhtlgnjndrmjbsqitdvvewcgzpacy[.]name

From internet-wide scan:

27.102.130[.]63

Filenames

/lib/modules/%VARIABLE%/kernel/drivers/input/misc/ati_remote3.ko
/etc/sysconfig/modules/ati_remote3.modules
/tmp/.tmp_%RANDOM%

Virtual filenames

/proc/.dot3
/proc/.inl

MITRE ATT&CK techniques

This table was built using version 9 of the ATT&CK framework.

Tactic ID Name Description
Initial Access T1078 Valid Accounts FontOnLake can collect at least ssh credentials.
Execution T1059.004 Command and Scripting Interpreter: Unix Shell FontOnLake enables execution of Unix Shell commands.
T1059.006 Command and Scripting Interpreter: Python FontOnLake enables execution of arbitrary Python scripts.
T1106 Native API FontOnLake uses fork() to create additional processes such as sshd.
T1204 User Execution FontOnLake trojanizes standard tools such as cat to execute itself.
Persistence T1547.006 Boot or Logon Autostart Execution: Kernel Modules and Extensions One of FontOnLake’s rootkits can be executed with a start-up script.
T1037 Boot or Logon Initialization Scripts FontOnLake creates a system start-up script ati_remote3.modules.
T1554 Compromise Client Software Binary FontOnLake modifies several standard binaries to achieve persistence.
Defense Evasion T1140 Deobfuscate/Decode Files or Information Some backdoors of FontOnLake can decrypt AES-encrypted and serialized communication and base64 decode encrypted C&C address.
T1222.002 File and Directory Permissions Modification: Linux and Mac File and Directory Permissions Modification FontOnLake’s backdoor can change the permissions of the file it wants to execute.
T1564 Hide Artifacts FontOnLake hides its connections and processes with rootkits.
T1564.001 Hide Artifacts: Hidden Files and Directories FontOnLake hides its files with rootkits.
T1027 Obfuscated Files or Information FontOnLake packs its executables with UPX.
T1014 Rootkit FontOnLake uses rootkits to hide the presence of its processes, files, network connections and drivers.
Credential Access T1556 Modify Authentication Process FontOnLake modifies sshd to collect credentials.
Discovery T1083 File and Directory Discovery One of FontOnLake’s backdoors can list files and directories.
T1082 System Information Discovery FontOnLake can collect system information from the victim’s machine.
Lateral Movement T1021.004 Remote Services: SSH FontOnLake collects ssh credentials and most probably intends to use them for lateral movement.
Command and Control T1090 Proxy FontOnLake can serve as a proxy.
T1071.001 Application Layer Protocol: Web Protocols FontOnLake acquires additional C&C servers over HTTP.
T1071.002 Application Layer Protocol: File Transfer Protocols FontOnLake can download additional Python files to be executed over FTP.
T1132.001 Data Encoding: Standard Encoding FontOnLake uses base64 to encode HTTPS responses.
T1568 Dynamic Resolution FontOnLake can use HTTP to download resources that contain an IP address and port number pair to connect to and acquire its C&C. It can use dynamic DNS resolution to construct and resolve to a randomly chosen domain.
T1573.001 Encrypted Channel: Symmetric Cryptography FontOnLake uses AES to encrypt communication with its C&C.
T1008 Fallback Channels FontOnLake can use dynamic DNS resolution to construct and resolve to a randomly chosen domain. One of its rootkits also listens for specially crafted packets, which instruct it to download and execute additional files. It also both connects to a C&C and accepts connections on all interfaces.
T1095 Non-Application Layer Protocol FontOnLake uses TCP for communication with its C&C.
T1571 Non-Standard Port Almost every sample of FontOnLake uses a unique non-standard port.
Exfiltration T1041 Exfiltration Over C2 Channel FontOnLake uses its C&C to exfiltrate collected data.