Der Beginn der Coronavirus-Pandemie war gleichzeitig das vorläufige Ende vieler analoger und der Beginn vieler neuer, digitaler Gewohnheiten. So nutzten plötzlich Millionen Menschen die Möglichkeit über Videoanrufe miteinander in Verbindung zu treten. Unter den Videoanruf-Apps und -Diensten profitierte die App Houseparty von dieser Entwicklung. Zwischen März und April 2020 meldete Houseparty 50 Millionen Anmeldungen. Zum Vergleich wurde die App im Februar 2020 533.000 Mal heruntergeladen.
Nach mehreren Monaten des Lockdowns und den darauffolgenden Lockerungen ist es jetzt allerdings wahrscheinlich, dass die Houseparty-Rooms jetzt nicht mehr in der gleichen Anzahl besucht werden wie früher. Aufgrund meiner Erfahrungen mit nicht verwendeten Apps auf Smartphones, gehe ich davon aus, dass viele Benutzer Houseparty jetzt auf ihren Geräten lassen, anstatt die App zu löschen. Die wenigsten werden neben der App auch ihre Houseparty-Accounts löschen. Doch, was bringt es, nur die App zu entfernen, anstatt ein Konto zu löschen?
Houseparty erfasst, wie viele andere Apps, bei der Kontoerstellung grundlegende Registrierungsdaten wie Name, E-Mail-Adresse, Geburtstag, Telefonnummer, Adresse, Benutzername und Passwort. Sie haben auch die Möglichkeit, Standortinformationen über Ihre IP-Adresse zu erfassen sowie diese Informationen an Dritte weiterzugeben.
Was passiert, wenn Sie Ihr Houseparty-Konto löschen?
Die meisten Menschen gehen davon aus, dass beim Löschen eines Social Media- oder Onlinekontos der Dienstbetreiber alle unsere persönlichen Daten von seinen Systemen löscht. Damit können unsere Daten nicht weiter für Marketing-Zwecke verwendet werden, was ein Gewinn für unsere Privatsphäre wäre.
Bei meinen Nachforschungen stellte ich jedoch fest, dass sich nicht alle Apps an die „Regeln“ zum Löschen halten - selbst, wenn sie dies sagten. Der Sicherheitsforscher Saugat Pokharel erhielt eine Bug-Bounty-Auszahlung in Höhe von 6.000 US-Dollar, nachdem er herausgefunden hatte, dass Instagram Fotos und private Direktnachrichten auf seinen Servern gespeichert hatte, lange nachdem er glaubte, sie gelöscht zu haben. Und Instagram ist nicht der einzige große Name in den letzten Jahren, der dabei erwischt wird. Im vergangenen Jahr stellte der Sicherheitsforscher Karan Saini fest, dass Twitter gelöschte Direktnachrichten sowie weitere Daten jahrelang aufbewahrte.
Ich beschloss, Houseparty zu kontaktieren und fragte, wie ich meine Daten am besten von ihren Servern löschen könne. Ihre Antwort war schnell und hilfreich:
„Im Allgemeinen ist das Löschen eines Kontos die einzige Möglichkeit, Daten von unseren Systemen zu entfernen. Bitte beachten Sie, dass alle zugehörigen persönlichen Daten entfernt werden, sobald Sie die Löschung des Kontos veranlassen. “
Wenn Sie also Ihr Houseparty-Konto löschen, dann beschränken Sie die weitere Verwendung Ihrer Daten und widerrufen die Einwilligung zum Tracking. Die weitaus größere Sorge für mich ist jedoch, dass Sie, falls Sie Ihr Konto nicht löschen, eines Tages von einem Datenleck betroffen sein könnten und ihre persönlichen Daten im Darknet angeboten werden. Da Kriminelle niemals aufhören werden, Server anzugreifen, könnten Ihre Daten eines Tages gegen Sie verwendet werden.
Sollten Sie etwas älter sein, dann erinnern Sie sich sicher noch an Myspace und hatten dort vielleicht auch einen Account. 2005 war es das coolste Netzwerk und wahrscheinlich eines der frühesten und beliebtesten Social-Media-Netzwerke. Es war ein großartiger Ort, um Freunde, Bands und Scherze zu finden. Aber als Facebook und andere Netzwerke kamen und dominierten, frage ich mich, wie viele Benutzer ihre Konten gelöscht oder sich unbewusst dafür entschieden haben, sich nie wieder anzumelden. Im Jahr 2016 wurden Anmeldeinformationen und zugehörige Daten von 427 Millionen Myspace-Konten im Darknet zum Verkauf angeboten. Vermutlich waren nicht alle dieser Konten aktive Benutzer. Da diese gestohlenen Daten Passwörter enthielten, bestand auch die Gefahr, dass Leute den Zugriff auf andere Konten verlieren, wenn sie ihre Anmeldedaten mehrfach verwendeten. Das ist, meiner Meinung nach, genau das Problem, wenn ungenutzte Konten nicht gelöscht werden.
Mein Rat ist, personenbezogene Daten nur dann einzugeben, wenn Sie nicht anders können und ein VPN bei allen Apps zu verwenden, die Ihre Daten verwenden oder sogar weiterverkaufen. In Deutschland verbieten die DSGVO-Gesetze den Verkauf von personenbezogenen Daten an Dritte ohne Zustimmung, aber dies hilft nichts, wenn ein Krimineller Ihre Daten stiehlt.
Deswegen: Gehen Sie Ihre Apps und Accounts durch und löschen Sie Benutzerkonten in den Apps bevor Sie die App löschen. Machen Sie dies, solange ihre Daten noch nicht ins Internet gelangt sind. Im ersten Moment scheinen diese alten Daten nichts wert zu sein, doch sie können sich dann als schädlich erweisen, vor allem, wenn sie mit anderen bekannten Informationen über sie kombiniert werden.
Wenn Sie nun Houseparty löschen möchten, rufen Sie einfach die App auf, klicken Sie auf die Schaltfläche "Einstellungen" und wechseln Sie zur Registerkarte "Datenschutz". Nach mehreren Aufforderungen zu bleiben, können Sie Ihr Konto dort löschen. Am besten machen Sie dann gleich weiter und löschen alle anderen ungenutzten Apps und Accounts gleich mit.