Sie wissen, wie sie Online Games spielen, Updates über ihre liebsten Stars einholen, die neusten Musik-Hits abrufen, mit gleichaltrigen Chatten, oder im Internet Antworten auf Fragen finden, die sie vor anderen nicht gestellt hätten. Eher unwahrscheinlich ist aber, dass sich die Kinder auch der gefährlichen Aspekte der Online-Welt wie etwa Datenschutzverletzungen, Malware oder Betrug bewusst sind. Das Problem ist umso akuter, da Kinder einfacher zum Staunen zu bringen sind und ihr Gefühl des Misstrauens noch nicht so ausgeprägt ist, wie bei einem Erwachsenen. Wie können wir den Kindern also dabei helfen, mit der ihnen gebotenen Technologie sicher umzugehen?
Kinder und Erwachsene müssen miteinander reden
Die Bedeutung des offenen Dialogs über das Cyber-Universum darf nicht unterschätzt werden. Eltern sollten mit ihren Kindern über die Gefahren in der Online-Welt in dem Moment sprechen, in dem sie mit dem Online-Surfen beginnen. Den Kindern sollte verständlich erläutert werden, dass, genau wie in der physischen, auch in der digitalen Welt einige Gefahren lauern.
Außerdem sollten die Eltern den Kindern einen wichtigen Leitsatz mit auf den Weg geben: „Tu‘ online niemals etwas, was du nicht auch in der realen Welt tun würdest.“ Dieser Satz spielt auf das leichtfertige Teilen von Informationen oder das Kommunizieren mit Fremden ab. In der digitalen Welt kann man seine wahre Identität gut verschleiern. Deshalb sollten die Heranwachsenden auch lernen, nie unbedacht Nachrichten von Unbekannten zu öffnen oder auf darin enthaltene Links zu klicken oder angehängte Dateien zu öffnen – Hierbei kann es sich um einen Phishing-Angriff handeln.
Die ersten „Gehversuche“ im Internet sollten die Eltern noch beaufsichtigen. Der elterliche Rat und die Handlungsempfehlungen werden den Kleinen dabei helfen, kritisches Denken zu entwickeln und sich selbst zu schützen. Je älter sie werden, desto besser werden sie in der digitalen Welt zurechtkommen.
Eltern müssen aktiv werden
„Kindern hören ihren Eltern selten gut zu, aber sie ahmen sie meisterlich nach.“ sagte der Autor und Aktivist James Baldwin einst. Tatsächlich sollten Eltern mit gutem Beispiel vorangehen, um mit ihren Kindern verbunden zu bleiben. Das gilt auch für die digitale Welt, in der Spuren hinterlassen werden, durch Postings und geteilte Inhalte, die vielleicht nie wieder verschwinden. Ein Vorbild sollten die Eltern den Kindern auch beim Thema Passwort sein. Kinder erlernen das Erstellen von sicheren Passwörtern am besten, wenn das ganze in eine spielerische Aktivität abgewandelt wird.
Es gibt Hinweise darauf, dass das elterliche Nutzungsverhalten neuer Medien direkten Einfluss darauf hat, wie Intensiv ihre Nachkommen neue Medien nutzen. Offensichtlich ist es so, dass je mehr Eltern ihre Zeit damit verbringen, im Internet zu surfen oder fernzusehen, desto intensiver nutzen ihre Kinder neue Technologien. Die Erwachsenen müssen ihre sogenannte „Screen Time“ – also die Zeit vor Bildschirmen – verringern, damit ihre Kinder sich nicht so fühlen, als ob sie um Aufmerksamkeit ringen müssten.
Eltern sollten sich auch darüber im Klaren sein, welche Qualitäten die von den Kindern konsumierten Inhalte aufweisen und wie lange sie diese konsumieren. Nicht alle im Internet angebotenen Inhalte gleichen sich. Außerdem kann Technologie für verschiedene Zwecke eingesetzt werden, wie beispielsweise für Bildung, Content-Erstellung, Unterhaltung oder nur zum Spielen.
Wer das Konsumverhalten der Kinder für besorgniserregend hält, sollte Regeln und Zeitpläne für das „Online-Sein“ erstellen. Generell kann die Nutzung des Internets heute nicht mehr verboten werden. Viel wichtiger ist ein Gleichgewicht zwischen Offline und Online zu finden.
Kinder und Social Media
Irgendwann kommen die Kinder in ein Alter, in dem die Neugier auf Social Media und soziale Netzwerke unwiderstehlich ist. Bevor Facebook die Safe Kids Chat App Facebook Messenger Kids veröffentlichte, durfte kein Kind unter 13 Jahren dem größten sozialen Netzwerk angehören – so zumindest die Theorie. Die Durchsetzung dieser Beschränkung war schon immer nahezu unmöglich, und es gibt Belege dafür, dass schon viele Kinder unter 13 Jahren mit mindestens einem sozialen Netzwerk verbunden sind.
So oder so müssen Kinder vor Bedrohungen gewarnt werden, die in den sozialen Medien lauern. Das beginnt damit, dass man sich nicht mit Menschen anfreundet, die man im wirklichen Leben nicht kennt. Außerdem sollte man Vorsicht walten lassen, welche Informationen dort geteilt werden. Wie bei allen anderen Online-Aktivitäten, die auf User-Interaktion aufbauen, ziehen auch soziale Netzwerke leider Menschen mit fragwürdigen oder gar boshaften Absichten an.
Beim Umgang mit gleichaltrigen können Kinder Opfer von Cybermobbing oder anderen Formen missbräuchlichen Verhaltens werden. Je offener die Eltern einen Dialog über die verschiedenen Aspekte des Internets mit ihren Kindern führen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie im Fall von Cybermobbing zu ihrem Kind durchdringen oder diesen Prozess sogar verhindern, indem sich das Kind einer Vertrauensperson frühzeitig anvertraut.
Wie Technologie den Missbrauch von Technologie verhindern kann
Selbst wenn Eltern ihre Hausaufgaben gemacht haben, könne sie nicht immer verhindern, dass ihre Kinder die dunkelsten Ecken des Internets erreichen – sei es zufällig oder durch Neugier. Wie kann Technologie hier gegensteuern?
Es gibt Optionen, die Kindern nur einen eingeschränkten User Account erlauben. Darüber hinaus gibt es Anwendungen wie Parental Controls, welche den Eltern bei der Mission helfen, die Kinder sicher und produktiv Surfen zu lassen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie solche Kontrollwerkzeuge eingesetzt werden können. Das umfasst die Netzwerk-, Geräte- oder Anwendungsebene.
Kurz gesagt, gibt es Funktionen, die jugendgefährdende Inhalte filtern und blockieren, das Teilen von Informationen einschränken und die „Screen Time“ regulieren. Ein Aktivitätsprotokoll gibt den Eltern einen Einblick, auf welche Inhalte wann zugegriffen wurde. Letztendlich müssen Eltern verstehen, welche Inhalte ihre Kinder online konsumieren. Nur das kann dazu beitragen, die familiäre Cyber-Strategie anzupassen.
Heutzutage erlauben alle wichtigen Betriebssysteme, sowohl Computer als auch Smartphones, ein gewisses Maß an Kindersicherung "out of the box". Es gibt aber auch eine große Auswahl an dedizierter Software, die Kinder vor ungeeigneten Inhalten schützen kann.
Natürlich darf man bei aller elterlichen Fürsorge nicht die Basics der IT-Sicherheit vernachlässigen. Dazu gehören die regelmäßigen Aktualisierungen aller Betriebssysteme und Software-Anwendungen und die Datensicherung. Zu einem besseren Schutz trägt zudem ein solides mehrschichtiges Antivirenprogramm bei – das unter Umständen auch über Parental Control Werkzeuge verfügt.
Kinder in der digitalen Welt zu schützen, scheint eine technische Herausforderung darzustellen – tatsächlich ist es aber eine elterliche. Die elterliche Aufsichtspflicht bzw. das über die Schultern schauen hat sich in unserer heutigen Zeit teilweise in den Cyberspace verlagert. Die Kinder werden später dafür dankbar sein.