Während der größte Teil meines Einkommens vom Schreiben über Internet Security stammt, ergibt sich ein kleinerer Teil aus Referaten, Tagungen oder Seminaren. Momentan stehen keine Konferenz-Präsentationen bevor. Es ist auch schon eine Weile her, als ich das letzte Live-Interview, geschweige denn Radio-Interview, hielt. Allerdings gab es im November eine kleine Ausnahme. Ich sprach zu einem weit entfernten Publikum, sodass meine Heimat – am westlichen Ende Cornwalls in Großbritannien – auf einmal sehr abgelegen wirkte.
Ich wurde zu einem Interview mit Craig Williams beim Radiosender Saint FM geladen. Williams führt ein Unternehmen namens Gigabyte IT. Der Sender ist ein gemeinschaftlicher Radiosender auf St. Helena – eine Insel im Südatlantik. Napoleon Bonaparte verbrachte dort die letzten sechs Jahre seines Lebens. Craig stieß auf meinen Artikel mit Tipps für Eltern über Internet Security und Kinder. Durch das Wunder der Internet-Technologie konnte ich - während der Vorbereitung auf ein musikalisches Event in Shropshire - an seinem Interview teilnehmen.
Eltern und das Internet
Selbst wenn ein Kind ein größeres Technologieverständnis als seine Eltern besitzt, bedeutet das nicht automatisch, dass es auch genauso gut über den Schutz der Privatsphäre informiert ist. Kinder und Jugendliche wachsen oft mit allerlei technischen Geräten auf, ohne ihre Tücken zu kennen. Sie haben noch nicht genügend Lebenserfahrung und befinden sich meist in einer behüteten Blase. Technologiebewusste Erwachsene können oft selbst nicht ganz klar zwischen Scherz und Betrug differenzieren. Zu häufig bekommen wir zu hören, dass alte Menschen am meisten Gefährdet sind. Durch die hohe Lebenserfahrung haben sie jedoch den Vorteil, Situationen im echten Leben auf die Welt des Internet besser zu projezieren.
Im Folgenden finden sich jedenfalls Antworten auf die Fragen von Craig. Insbesondere die dritte Frage war für mich sehr interessant. Es passiert nicht oft, eine Bevölkerung mitten in der Umstellung von Festnetztelefon zu Smartphone beobachten zu können.
Welchen Rat würde Sie Eltern über Internet Security und Kinder geben?
Durch die Tücken der neuen Technologien sind die Eltern dazu angehalten, auf die Sicherheitsprobleme von Smartphone, Facebook und Co. hinzuweisen. Im 21. Jahrhundert kommt man nicht umhin, dass Thema Internet Security und Cybersicherheit anzusprechen. Natürlich wollen die meisten Eltern ihre Kinder beschützen. Ebenso wichtig ist es aber auch, den Kindern zu zeigen, wie sie sich selbst schützen können. Damit sollten die Eltern nicht zu lange warten, sondern am besten rechtzeitig damit anfangen.
Das Alter, in dem Kinder erstmals der Online-Welt ausgesetzt sind, ist in den letzten Jahren stark gesunken. Es ist also eine gute Idee, den Kleinen frühestmöglich das nötige Gefühl der Vorsicht zu vermitteln. Das geschieht am besten, bevor sie alt genug sind, die ganzen technischen Möglichkeiten zu verstehen.
Bis die Kinder soweit sind, sollte man nicht davor zurückschrecken, ihren Zugang auf bestimmte Apps und Inhalte zu beschränken. Durch die vielen technischen Geräte wie Smartphone, Tablet, Laptop und PC ist das natürlich etwas umständlicher geworden, aber machbar. Was ganz wichtig ist: Bloße Restriktionen geben den Kindern das Gefühl von Misstrauen. Eltern sollten sich nicht scheuen, den Kindern die Gründe der Einschränkung zu erklären.
Welchen Rat würden Sie Kindern geben?
Gerade im Internet können Menschen mit Leichtigkeit falsche Identitäten annehmen. Es ist sehr einfach, sich als jemand anderes auszugeben und sogenannte Fake-Profile anzulegen. In den sozialen Netzwerken ist das mittlerweile eine gängige Praxis. Kaum irgendeine Plattform kann die Registrierungsdaten von Neuanmeldungen auf Richtigkeit überprüfen.
Ich musste erst neulich die Erfahrung machen. Mein Freund und Kollege Urban Schrott verfasste einen Artikel in der Irish Sun über „Tinder for Teens“. Darin beschreibt er, wie bei einer Registrierung keine Anzeichen einer Validierung der Person oder des Alters vorgenommen wurden. Urban kommentierte dazu: „Jede Anwendung für minderjährige Kinder, die direkte Interaktionen zulässt, öffnet ohne Validierung Tür und Tor für Pädophilie, Online-Betrug und Cybermobbing.
Hin und wieder werden Nutzer von Social Media Konten Opfer von Identitätsdiebstahl. Manchmal ist das Kapern eines Accounts zu einfach. Eigentlich sollte sich der Anbieter der Services über die Sicherheit der Kontodaten kümmern. Allerdings gelingt ihnen das nicht immer. Da tröstet es betroffene User natürlich kaum, nicht selbst daran schuld gewesen zu sein.
Niemals sollte man sich ganz auf das verlassen, was im Internet geschrieben steht. Viele Menschen verbreiten Gerüchte, ohne jemals die Fakten überprüft zu haben. In einem postfaktischen Zeitalter lassen sich manche Personen viel mehr von Emotionen beeinflussen. Damit finden viele Artikel oder auch Falschmeldungen Zustimmung, obwohl sie inhaltlich völlig unsinnig sind.
Auf einer Insel mit 4.000 Menschen und erst seit kurzem funktionierenden Mobilfunk: Auf was kommt es jetzt an, um den Kampf gegen Cybermobbing und Sexting erfolgreich zu führen?
4.000 Menschen ist eine sehr große Zahl. Das ist genug, um Unannehmlichkeiten und Betrug, ohne das Wissen der Behörden und Verantwortlichen zu verbreiten. Mein erstes Mobiltelefon war nicht einmal in der Lage, Texte zu schreiben, geschweige denn zu empfangen. Heutzutage werden die Kleinen eher mit modernen Smartphones ausgestattet – Internetverbindung und SMS-Flat sind Pflicht.
In Deutschland geht bereits jeder Dreijährige ins Internet. Bei den sechsjährigen ist es schon jeder Dritte. Auf St. Helena spielt das Problem von Gruppenzwang aber wahrscheinlich eine untergeordnete Rolle. Dennoch sollten die Risiken von Identitätsdiebstahl und Cybermobbing ernstgenommen werden, da auf der ganzen Insel nun mobiles Internet zur Verfügung steht.
Ich würde vorschlagen, dass St. Helena ein breites Informationsangebot für die Eltern bereitstellt. Darin werden alle Gefahren des Internets ausführlich erklärt, wie zum Beispiel Pädophilie, Cybermobbing und Online-Betrug. Außerdem können den Eltern Tipps mit auf den Weg gegeben werden, wie sie Zugänge zu Anwendungen auf Smartphone, Tablet und Co. einschränken. Diese Informationen sind auch für Schulen und Behörden nützlich.
Fazit
Aus den Fehlern, die bereits in der Vergangenheit in technologisch fortgeschritteneren Teilen der Erde gemacht wurden, können Eltern und Kinder auf St. Helena nur lernen. Craig hat in weiser Voraussicht etwas zur Sprache gebracht, dass Eltern und Kinder zukünftig beschäftigen dürfte. Dafür danke ich ihm und hoffe, dass meine Gedanken an dieser Stelle weiterhelfen konnten.