Am 21. Juni 2016 verkündete der Facebook CEO Mark Zuckerberg über sein soziales Netzwerk einen Meilenstein mit Instagram erreicht zu haben. Die Foto- und Video-Plattform hatte bis dato mehr als 500 Millionen aktive User jeden Monat.
Er sagte: “Dieser Tribut gilt der Vision von Kevin Systrom und Mike Kriegers und den Menschen, die diese Plattform täglich unterstützen. Danke, dass ihr Instagram zu dem wunderbaren Ort gemacht habt, der er heute ist.“
Zuckerberg hatte viele Gründe sich darüber zu freuen. So weit, so gut. Der Moment der Freude dürfte aber nicht allzu lange angehalten haben, denn im Bild konnte man etwas Erstaunliches entdecken. Hinter ihm am Schreibtisch stand sein – wahrscheinlich persönliches – MacBook. Offensichtlich hatte Zuckerberg nicht nur die Audioausgangsbuchse abgeklebt, sondern auch die Webcam des Laptops. Diese Entdeckung verursachte helles Aufsehen im Internet. Was also war los beim Facebook CEO?
Webcam Sicherheit: Besser die Kamera abkleben?
Das kollektive Verständnis für Internet-Sicherheit verbessert sich langsam aber sicher. Insgesamt ist das positiv zu sehen, da die Bedrohung durch Cyber-Kriminelle jeden Tag zunehmen. Sicherheitsspezialisten schlagen schon seit längerem Alarm.
Viele Menschen benutzen tagtäglich einen Computer, Laptop oder Smartphone, doch die meisten verstehen von Computer-Sicherheit leider noch zu wenig. Deshalb können wir Mark Zuckerberg dankbar sein, dass er mit seinem Post auf das Thema Webcam Sicherheit mehr oder weniger unfreiwillig aufmerksam machte. Es wird wieder mehr über die Schwachstellen von Webcams gesprochen. Das ist gut, weil Webcam Sicherheit in jüngster Vergangenheit auch außerhalb von Kreisen der Informationssicherheit ein Thema geworden ist.
Man kann außerdem davon ausgehen, dass Webcam Sicherheit mit zunehmender Vernetzung durch IoT-Geräte noch problematischer wird. Deswegen kam der Post von Zuckerberg und die damit einhergehenden Viralität im richtigen Moment.
Alles begann mit einem Kaffee
Die Ursprünge der Webcam sind ein wenig sonderbar. Forscher an der Universität von Cambridge in Großbritannien tranken gerne Kaffee. Sie teilten sich aber eine Küche mit anderen Personen auf der Etage und genau dort befand sich die Kaffeekanne. Die Forscher wussten nie, ob die Kanne leer oder voll war, weil sie diese ja nicht sehen konnten.
Da dieser Umstand nicht sehr komfortabel erschien, installierten die Wissenschaftler eine Webcam in der Küche, um die Kaffeemaschine zu überwachen. Alle Mitwissenden der Universität konnten durch angeschlossene Computer ab da an ein Auge auf den Füllstand der Kaffeemaschine haben. Das war der Start. Der Durchbruch im Web kam 1993, als Dr. Martyn Johnson ein Drehbuch über die aufgenommenen Bilder verfasste.
Ein paar Jahre später berichtete die BBC: „Und so kam es, dass die körnigen Bilder einer Kaffeekanne in die Geschichte der Informatik eingingen.“
Ausnutzen von Webcams
Die Technologie, die uns Online-Video-Konversationen, Remote-Konferenzen und Vlogging ermöglicht, ist natürlich auch für Cyber-Kriminelle von Bedeutung. Wenn sie erst einmal Zugang zu den Webcams erlangen, sind Einblicke in die Räumlichkeiten von Häusern und Wohnungen möglich. Viele dürfte der Gedanke an solch eine Verletzung der Privatsphäre schaudern lassen.
Bei Malware-Angriffen ahnen die Opfer zunächst nichts Übles. Die Cyber-Kriminellen können ihre Operation ganz bequem aus der Ferne überwachen. Diese dahinterstehende Technologie ist im Übrigen auch wesentlicher Bestandteil der heutigen Smartphones und Tablets.
Dazu bemerkte der unabhängige Sicherheitsanalytiker Graham Cluley im vergangenen Jahr: "Fast jedes heutige verkaufte Smartphone kommt mit einem schmutzigen kleinen Geheimnis: Es kann zur Spionage verwendet werden. Hat sich ein Hacker erst mal in das Smartphone gehackt, sind Beobachtungen durch die Kamera(s) kein Problem mehr. Dann ist es egal, ob man auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht oder auf der anderen Seite der Welt ist.“
In manchen Fällen lassen die Cyber-Kriminellen ihre Opfer aber absichtlich wissen, dass sie heimlich gefilmt wurden. In den meisten Fällen geht es dabei um Erpressung. Das zeigt auch ein Beispiel aus den USA. Die gekrönte Miss Teen USA 2013 war Opfer der sogenannten Sextortion. Ein ehemaliger Mitschüler drohte damit, intime Fotos der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wenn sie kein Lösegeld zahle.
Von Zuckerberg inspirieren lassen
Angesichts dieser Tatsachen sollten wir uns ernsthafte Gedanken über Webcam Sicherheit machen. Es ist immer gut, wenn man weiß, wie man sich in einer bestimmten Situation zu verhalten hat. Denn das kann der entscheidende Unterschied sein.
Man stelle sich nur einmal die Situation vor, in der das grüne Licht neben der Laptop-Webcam kurz aufleuchtet und dann wieder erlischt. Würde man dieses merkwürdige Verhalten einfach ignorieren oder würde man anfangen Nachforschungen zu betreiben?
Bei Webcam Sicherheit müssen die Menschen aktiv werden. Es ist wichtig, dass sie das verstehen. Standardpasswörter sind für Cyber-Kriminelle gefundenes Fressen. Man sollte ihnen das Leben schwermachen und sichere Passphrasen verwenden.
Der ESET-Sicherheitsspezialist Mark James brachte es im Jahr 2014 auf den Punkt: „Aufklärung ist der Schlüssel zum Erfolg. Der Endbenutzer muss sein Bewusstsein für Webcam Sicherheit stärken und erkennen, das von Werk eingestellte Passwörter unsicher sind.
Ein weiterer Tipp, der wieder das proaktive Handeln des Users erfordert, ist das Abkleben der Webcam. Selbst Mark Zuckerberg hat ein Stück Tape über die Webcam seines MacBooks geklebt.
Wir sind mittlerweile in einer Welt angekommen, die stark durch innovative Technologien geprägt ist. Viele Innovationen haben unsere Lebensumstände komfortabler gemacht. Wir können sogar mit intelligenten Kühlschränken oder Automobilen sprechen. Webcams ermöglichen uns Freunde und Familienmitglieder von überall aus der Welt zu sehen.
Zur gleichen Zeit versuchen Cyber-Kriminelle die Geräte anzugreifen, die uns das Leben erleichtern sollen. Mit ein wenig Aufwand und der richtigen Webcam Sicherheit, kann die Bedrohungen der Privatsphäre in Schach gehalten werden.