Fühlen Sie sich auch so Science-Fiction im Zuge der zunehmenden Vernetzungswelle? Wenn Michael Knight über seine Uhr Verbindung mit seinem sprechenden Auto K.I.T.T. aufnimmt, Bonds Rolex gleichzeitig als Magnet, Fernbedienung (zur Entkleidung der Damen) und Drahtseilschere fungiert, der blinde Chefingenieur La Forge in Star Trek durch seinen Visor die Umgebung scannt oder Arnold Schwarzenegger durch seinen Kühlschrank erfährt, dass die Milch bald zur Neige geht – dann erleben wir, wie Fiktionen und Visionen der 80er und 90er Jahre allmählich zur Realität werden oder bereits geworden sind. Smart Home, Smart Watch, Smart TVs, Google Glass oder Iris-Scanner – in Blockbustern oder Serien schon längst angekommen, scheint unsere Technologie gerade erst in den Startlöchern. Doch all diese filmischen Erfindungen haben eins gemeinsam: Sie wurden bisher kaum als Zahlungsmittel eingesetzt. Womöglich aus Sicherheitsgründen.
Denn auch der Communicator in Star Trek ist vor Fremdangriffen nicht gefeit, der Iris-Scanner in Minority Report lässt sich von Tom Cruise dank Augentransplantation täuschen und auch in Gattaca wird das System durch einen gefälschten Fingerabdruck und Kontaktlinsen ausgetrickst. Bleibt also die Frage, ob der Sicherheitsaspekt in den kommenden, realen technologischen Neuerungen bedacht wird, vor allem bei Zahlungs- und Identifizierungsverfahren.
Jahrzehntelang haben wir bargeldlosen Verkehr über Karten, Schecks und Überweisungen abgewickelt, doch auch das liebe Geld kommt an der Zukunft nicht vorbei. Mit Online-Shopping wurden Schaufenster frei Haus geliefert und Bezahlmethoden wie Pay Pal sind gelebte Praxis. Smartphone-Apps wie Apple Pay oder Samsung Pay treiben die Entwicklung weiter voran, dass die Geldbörse nach und nach zu einem Relikt alter Zeiten verkommt. Welche Trends stehen uns noch bevor und holt uns die Realität in punkto Sicherheit schneller wieder ein, als die Produkte auf den Markt kommen ?
Ein schlimmer Finger?
Biometrie ist ein heiß diskutiertes Thema, weil verstärkt auf die neuen Erkennungssysteme gesetzt wird. Schon heute sind wir in der Lage, per Fingerabdruck bequem in App Stores einzukaufen. Man sollte meinen, dass es sich beim Fingerabdruck um eine ziemlich sichere Sache handelt, da er bei jedem Menschen einzigartig ist und in dem Sinne kein Risiko birgt. Und gewiss lassen sich Karten oder Schecks leichter abnehmen und als Zahlungsmittel einsetzen. Doch was uns Science-Fiction bis heute gelehrt hat, ist, dass nichts unmöglich ist, auch nicht die Überlistung von Systemen. Bei mehreren Experimenten ließ sich der Fingerabdruck-Scanner mit Holzkleber austricksen. Darüber hinaus können Cyberkriminelle über Software-Schwachstellen ins Gerät eindringen und die darin gespeicherten Abdrücke abfassen. Jüngsten Meldungen zufolge erbeuteten Angreifer bei einer Attacke auf die Personalverwaltung der US-Regierung über fünf Millionen Fingerabdrücke.
Aus diesem Grund sollte der Fingerabdruck zur eigenen Sicherheit in naher Zukunft zumindest in Kombination mit einer Karte oder einem PIN verwendet werden, wenngleich das Ziel verschiedener Unternehmen darin besteht, die Technologie ohne zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen nutzertauglich zu machen. Auch biometrische Authentifizierungen über den Herzschlag werden als Nachfolgetechnologie von Passwörtern gehandelt und bei Banken im Vereinigten Königreich und in Kanada auf Herz und Nieren getestet.
Per Handschlag besiegelt
In 2013 kam eine amerikanische Werbefirma auf die Idee, den „Spielplatz-Kodex“ in Form eines geheimen Handschlags als Zahlungsmethode einzuführen. Es handelt sich dabei um eine Kombination aus Bewegungssteuerung und App-Schnittstelle zu Kassensystemen, die eine Zahlung durch eine bestimmte, einzigartige Geste ermöglicht, die nur einem Kunden zugeordnet werden kann. Hätten wir so ein Mienenspiel wie Jim Carrey in Die Maske oder Heath Ledger als Joker in Batman, bliebe das Sicherheitsrisiko womöglich geringer. Im Zusammenspiel mit einem Zwei-Faktor-Authentifizierungsverfahren wäre diese Zahlungsmethode bis dato denkbar, doch anscheinend waren die Visionäre auch nicht sonderlich überzeugt davon – die Idee liegt seit Monaten auf Eis.
Arm dran?
Bumerang oder Batmobil Remote Control gefällig, Batman? Pow! Zack! Boom! Zugegeben, Bruce Waynes Gerätegürtel ist ursprünglich kein richtiges Wearable, wenn man von der Definition eines Mini-Computers ausgeht, sondern funktionierte über einen elektrischen Kettenantrieb. Doch per Knopfdruck konnte er einzelne Waffen von hinten nach vorn befördern und zählt wohl damit zu einem Archetypen des Wearables.
Vor allem Fitness-Tracker und Smartwatches sind seit geraumer Zeit in aller Munde und auch an vielen Handgelenken. In Kombination mit Apple Pay erweist sich die Apple-Uhr als nützliches Tool bei Bezahlvorgängen. Und auch Pay Pal hat bereits für fast jede Smartwatch verschiedener Anbieter eine App entwickelt, mit denen Käufe ohne weiteres abgewickelt werden können.
Über Disneys Armband „MagicBand“ sind finanzielle Transaktionen in Freizeitparks und Hotels machbar. Auch vernetzter Schmuck wird als realistische Zahlungsmethode in Erwägung gezogen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der Kunde mit so genannten „Smart Rings“ wie Ringly in Kombination mit Apps einkaufen kann.
Doch kaum kommen die digitalen Alleskönner oder das Zeitalter der vernetzten Dinge so richtig in Fahrt, werden Sie durch Sicherheitsrisiken schon ausgebremst. Im Januar 2014 wurde ein Botnet entdeckt, das Wearables und andere Geräte infizierte und als Spam-Schleuder missbrauchte. Davon abgesehen, stellt sich immer noch die Frage, wo die übermittelten Daten gespeichert werden und wer Zugang zu ihnen hat.
Push the button!
Anfang des Jahres hat Amazon ein neues Gadget eingeführt, so genannte Dash Buttons, über die Produkte per Knopfdruck erworben werden können. Das Ganze wird mit dem Konto des Kunden verknüpft. So wird ein Dash Button für Waschpulver beispielsweise einfach an der Waschmaschine angebracht und bei Bedarf lässt sich neues Pflegemittel auf Knopfdruck bequem bestellen.
Die gleiche Technologie finden wir bei anderen Geräten, wie dem vernetzten Kühlschank (Smart Fridge), der den Bestand überwacht und eine Person niemals in einen Engpass bringt. Auch Kaffeemaschinen sorgen für anhaltenden Koffeinnachschub und Leuchten ordern selbst Glühbirnen.
Ohne Moos nix los
Wie uns damals der Fernseher die Welt ins Wohnzimmer lieferte und wir nur noch die Bilder konsumierten, anstatt eigene Erfahrungen zu machen, fühlt sich eine finanzielle Transaktion mit Wearables, Dash Buttons oder per Handschlag nicht mehr wie ein Einkauf oder eine Zahlung an. Der ganze Vorgang wird in unseren Alltag integriert, in unsere Hobbies und Arbeit. Doch vor lauter Nutzerkomfort sollte die Sicherheit nicht auf der Strecke bleiben. Eine Banking-App ist hilfreich, um auf dem laufenden Kontostand zu bleiben und eine Sicherheitssoftware zum Schutz vor Angriffen von außen auf Smartphones & Co. das A und O. Denn wir sind nicht Marty McFly, der Zurück in die Zukunft reisen kann, um Dinge wieder ungeschehen zu machen.