Wissen Sie immer genau, womit sich Ihr Nachwuchs online beschäftigt? Der Werbeclip Click, Baby, Click treibt das Ganze auf die Spitze: Hier klickt ein Kleinkind pausenlos auf den Kauf-Button eines Lexikonverlags und sorgt damit für Hochbetrieb in der Produktionsstätte. Neben der eigentlichen Kritik an den Analysefähigkeiten von manch Marketern tun sich hier Abgründe auf, denn die Eltern haben nicht die leiseste Ahnung, was Ihr Sprössling gerade anrichtet. Im Gegenteil freuen sie sich über die Technikversessenheit ihres Kindes, ohne einen Blick auf das Geschehen zu werfen. Die passende Zeitungsmeldung auf dem Display des Tablets, Kids seien ja heutzutage technologisch viel versierter als je zuvor, macht das Ganze noch irrwitziger.
Trotz Sorgen kaum Gegenmaßnahmen
Laut einer neuen Studie von ESET, in der 2.000 Eltern in den USA und im Vereinigten Königreich zum Thema Internet-Sicherheit befragt wurden, scheint dieser Vorfall Alltag zu sein: Zwar zeigen sich 88 Prozent der Eltern besorgt, dass das Netz für ihren Nachwuchs leicht zugänglich ist, ergreifen dagegen aber kaum Sicherheitsvorkehrungen. Nur die wenigsten installieren einen Viren- oder Kinderschutz auf internetfähigen Geräten: Über ein Drittel der Kids gehen über ihre Laptops und Smartphones ohne Security-Software online; nur 34 Prozent der Eltern nutzen zumindest eine Parental Control-App, mit der nicht-altersgerechte Inhalte und Webseiten deaktiviert werden können.
Gleichzeitig ist ihre größte Sorge das Thema Internet-Sicherheit, wenn sich ihr Nachwuchs im Netz bewegt. 81 Prozent äußern Bedenken wegen unangemessener Inhalte und Webseiten und 71 Prozent haben Angst, ihre Kids könnten persönliche Informationen an Fremde preisgeben. 61 Prozent fürchten, die Sprösslinge würden zu viel Zeit für Spielereien aufwenden.
Eltern zwischen Freiraum und Kontrolle
Die Ergebnisse sprechen eine eindeutige Sprache: Eltern sind besorgt, wenn ihre Kinder online surfen. Aber warum treffen sie dann kaum Schutzmaßnahmen? Seien wir ehrlich, Eltern, die nicht ins digitale Zeitalter hineingeboren wurden und sich den Umgang mit modernen Technologien langsam und sicher erarbeiten, sind womöglich etwas mit der „Bandbreite“ des Internets überfordert. Sie gehören zur Generation, die aufpassen muss, was ihre Kinder UND Eltern im Netz anklicken. Alle Online-Aktivitäten ihrer Kids wortwörtlich auf dem Schirm zu haben, ist eine Herausforderung. Schon Kleinkinder wie im Werbespot beginnen Technik wie selbstverständlich zu nutzen. Ihre Eltern müssen neben Schul-, Hobby- und Gesundheitsmanagement die grenzenlosen Möglichkeiten im unendlichen Web regeln. Im Netz existieren keine wirklichen Zugangskontrollen, wie das im Kino oder Casino der Fall ist. Hier stehen alle Türen offen.
Hinzu kommt die schwierige Aufgabe für Eltern, den Spagat zwischen Freiraum und Kontrolle zu bewältigen. Denn das Netz ist zur Kommunikations- und Informationsplattform Nummer eins und von daher zum perfekten Ziel für Cyberkriminelle geworden. Umso wichtiger, dass der Abenteuerspielplatz Internet kindgerecht bleibt. Durch die Einführung von neuen Technologien und Initiativen engagieren sich Security-Anbieter und die Regierung immer stärker, das Netz weitaus sicherer zu machen.
Mit Sicherheit Vertrauen schaffen
Doch ein Virenschutz und technische Neuerungen sind nur die halbe Miete. Es mangelt in vielerlei Hinsicht an der Aufklärung. Für Eltern ist es entscheidend, sich mit ihren Kids über Gefahren und Bedrohungen auseinanderzusetzen. Selbst hochkarätige Sicherheitsexperten klären laut The Guardian ihre Sprösslinge über Risiken im Netz umfassend auf und installieren Schutzmechanismen. Sie unterscheiden sich von Fall zu Fall, denn die einen verzichten auf einen Webfilter, die anderen bevorzugen einen sicheren und altersgerechten Browser. Für einige sind Malware-Prüfungen und regelmäßige Updates von Security Software ausreichend, für andere ist die Nutzung privater Clouds von höchster Priorität. Kevin Gourlay, Leiter der Initiative Cybersicherheit (ISC) Safe and Secure Online, hat seine eigene Formel gefunden: „Wenn Kinder sich vorstellen, ein Erwachsener würde hinter ihnen stehen und beobachten, was sie im Internet tun und damit kein Problem hätten, dann ist in Ordnung, was sie machen.“
In diesem Fall hätten sich die Lexika im Werbeclip wohl weniger gut verkauft. Hier geht’s zum Werbeclip Click, Baby, Click.