Hacking ist heutzutage ein weltweites Phänomen, das jeden einschließen kann – von den sogenannten Skriptkiddies über Netzaktivisten bis hin zu cyberkriminellen Organisationen und sogar Staaten. In diesem Artikel stellen wir euch die meistgesuchten Hacker der Welt vor, die sich noch immer auf der Flucht befinden, obwohl ihre Fotos überall im Internet kursieren und zum Teil hohe Belohnungen auf sie ausgesetzt sind.
Evgeniy Bogachev
Evgeniy Bogachev führt die FBI-Liste der meistgesuchten Hacker an und dafür gibt es einen guten Grund: Der Russe steht im Verdacht, Autor, Entwickler und Drahtzieher hinter dem Botnet „GameOver Zeus“ zu sein, das zusammen mit der Ransomware CryptoLocker weltweit eine halbe Million Computer infizierte.
Das vorrangige Ziel von Zeus bestand darin, Bankkontonummern, Passwörter und andere persönliche Informationen zu stehlen. Darüber hinaus wurde hierüber CryptoLocker verbreitet – eine Ransomware, die genutzt wurde, um die Kontrolle über Computer zu übernehmen, Dateien zu verschlüsseln und anschließend vom Opfer für die Freigabe der Informationen ein Lösegeld zu fordern.
Gemeinsam waren die beiden Schädlinge eine mächtige Waffe. Schätzungen zufolge konnte Bogachev ca. 100 Millionen Dollar stehlen, bevor die Strafverfolgungsbehörden die Infrastruktur hinter Zeus und CryptoLocker lahmlegte.
Bogachev – bekannt unter den Pseudonymen „lucky12345“ oder „slavic“ – wurde erstmals im August 2012 von einer Grand Jury in Nebraska der Schutzgelderpressung, des Bankbetrugs, des Verstoßes gegen den Computer Fraud and Abuse Act sowie den Identity Theft and Assumption Deterrence Act und des schwerwiegenden Identitätsdiebstahls beschuldigt. Erst im letzten Jahr wurde er unter seinem echten Namen angeklagt.
Die US-Justiz bietet eine Belohnung in Höhe von drei Millionen Dollar für Informationen, die zur Ergreifung oder Verurteilung Bogachevs führen.
Einheit 61398 (China)
Im Mai letzten Jahres erhob eine Grand Jury im westlichen Destrikt von Pennsylvania Anklage gegen fünf vermeintliche Mitglieder der Einheit 61398, die von vielen Fachleuten für die Cyber-Armee Chinas gehalten wird.
Die Gruppe wurde in 31 Fällen angeklagt. Zu den Vorwürfen gehören der unautorisierte Zugriff auf Computer zum Zwecke des wettbewerblichen Vorteils und finanzieller Bereicherung, die Zerstörung von Computern durch die Übertragung von Codes und Befehlen, schwerwiegender Identitätsdiebstahl, Wirtschaftsspionage sowie der Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen.
Man geht davon aus, dass Wang Dong, Sun Kailiang, Wen Xinyu, Huang Zhenyu und Gu Chunhui – als Offiziere in der Einheit 61398 – zwischen 2006 und 2014 in die Aktivitäten der Hackergruppe involviert waren. Hierbei geht es vor allem um Angriffe auf die Computernetzwerke von sechs amerikanischen Firmen, während diese sich in Verhandlungen, Joint Ventures oder anderen legalen Aktivitäten mit oder gegen staatliche Unternehmen in China befanden.
Es wird vermutet, dass die chinesischen Hacker ihren illegalen Zugang nutzten, um geschützte Informationen zu stehlen – einschließlich E-Mail-Verläufen zwischen Mitarbeitern sowie Geschäftsgeheimnissen, die sich auf technische Spezifikationen für den Bau von Atomkraftwerken bezogen.
Alle fünf Gesuchten müssen mit einer Gefängnisstrafe von bis zu 217 Jahren rechnen, sollten sie gefasst werden.
Alexsey Belan
Der russische Staatsbürger Alexsey Belan wird aufgrund seiner mutmaßlichen Rolle im Hacker-Angriff auf drei US-amerikanische Unternehmen zwischen Januar 2012 und April 2013 gesucht.
So geht man davon aus, dass er sich in die Netzwerke von drei großen E-Commerce-Firmen in Nevada und Kalifornien gehackt hat, um deren Nutzerdatenbanken zu kopieren und an seinen Server zu senden. Darüber hinaus wird vermutet, dass Belan Nutzerdaten und die verschlüsselten Passwörter zu den Accounts gestohlen hat, bevor er die Datenbanken auf dem Cyber-Schwarzmarkt verkaufte.
Bereits im September 2012 wurden in zwei amerikanischen Bundesstaaten unabhängig voneinander Haftbefehle gegen Belan erlassen, in denen er unter anderem des unautorisierten Zugriffs auf geschützte Informationen und des schwerwiegenden Identitätsdiebstahls beschuldigt wird. Das FBI bietet eine Belohnung in Höhe von 100.000 Dollar für Informationen, die zur Verhaftung von Belan führen.
Ercan Findikoğlu
Ercan Findikoğlu wird verdächtigt, durch Kartenbetrüge 60 Millionen Dollar gestohlen zu haben. Ihn erwartet eine Gefängnisstrafe von bis zu 247 Jahren, sollte er gefasst werden.
Einst die Nummer zwei auf der FBI-Liste der meistgesuchten Hacker, wird dem 33-jährigen Findikoğlu vorgeworfen, an einer Reihe an cyberkriminellen Operationen beteiligt gewesen zu sein – allen voran der Hacker-Angriff auf EnStage- und ElectraCard-Systeme in Indien.
Zusammen mit seinen Komplizen ist es Findikoğlu gelungen, in die Datenbanken einzudringen und auf sensible Kreditkartendaten zuzugreifen. So manipulierten sie das Abhebelimit der Karten und stahlen die entsprechenden PIN-Nummern. Die Karteninformationen kopierten die Hacker dann auf Blankokarten mit Magnetstreifen, um sie weltweit an Kriminelle zu verteilen und einen simultanen Abheberausch zu orchestrieren. Die Abhebungen waren so erfolgreich, dass die Gruppe glaubte, allein in New York 45 Millionen Dollar erbeutet zu haben.
Findikoğlu wurde erstmals 2008 vom FBI beschuldigt und hatte schon vorher ähnliche Betrüge mit Karten von Banken aus den Vereinigten Arabischen Emiraten durchgeführt.
Im Dezember 2013 wurde er am Flughafen in Frankfurt am Main von deutschen Beamten verhaftet. Das Frankfurter Oberlandesgericht hatte zwar zunächst entschieden, dass Findikoğlu in die USA ausgeliefert werden solle. Doch der Bundesgerichtshof revidierte diese Entscheidung mit der Begründung, dass es keine Garantie gäbe, dass Findikoğlu in den USA keine unangemessen hohe Strafe erhalten würde.
Andrey Nabilevich Taame
Der Syrier Andrey Nabilevich Taame war mutmaßlich an der „Operation Ghost Click” beteiligt – eine Malware-Kampagne, bei der von 2007 bis 2011 mehr als vier Millionen Computer in über 100 Ländern infiziert wurden.
Die Malware namens „DNS Charger” ermöglicht Hackern, die Browsereinstellungen auf Windows-Computern so zu modifizieren, dass der Traffic auf Werbeseiten mit schädlichen Werbeanzeigen umgeleitet wird. Die Schadsoftware wurde zuerst auf dem Computernetzwerk der NASA gefunden.
Im November 2011 wurden Taames Komplizen verhaftet, er selbst befindet sich nach wie vor auf der Flucht.
Farhan Ul Arshad
Farhan Ul Arshad wird aufgrund seiner Verwicklung in einem internationalen Telekommunikationsbetrug gesucht – knapp vier Jahre lang betrog er Individuen, Unternehmen und Regierungen um insgesamt mehrere Millionen Dollar.
Offenbar hat Arshad zwischen November 2008 und April 2012 Computersysteme kompromittiert und Betrüge durchgeführt, durch die er über 50 Millionen Dollar einkassiert hat. Zu seinen Komplizen gehörten Mitglieder einer kriminellen Organisation, die sich über Pakistan, die Philippinen, Saudi-Arabien, die Schweiz, Spanien, Italien, Singapur, Malaysia und viele andere erstreckte.
Im Juni 2012 wurde in einem Bezirksgericht in den USA ein Haftbefehl gegen den aus Pakistan stammenden Betrüger erlassen, nachdem er des Drahtbetrugs und des unautorisierten Zugriffs auf Computer beschuldigt wurde.
Arshads letzter bekannter Aufenthaltsort ist Malaysia. Das FBI bietet eine Belohnung von 50.000 Dollar für Informationen, die zu seiner Verhaftung führen.