Auf der politischen Bühne wird viel über die digitale Zukunft unseres Landes diskutiert, doch hinter den Kulissen geht der Deutsche Bundestag selbst nicht mit bestem Beispiel voran: Auf den Rechnern einiger Abgeordneter und Verwaltungsmitarbeiter läuft noch immer das veraltete Betriebssystem Windows XP. Aus einem Bericht des Handelsblatts geht nun hervor, dass sich die Behörden die Sicherheit ihrer Systeme insgesamt 119.000 Euro kosten lassen.
Bereits am 8. April dieses Jahres hatte Microsoft den Support für sein 2001 erschienenes Betriebssystem Windows XP eingestellt. Das bedeutet, dass das Unternehmen seitdem keine Updates mehr veröffentlicht, mit denen kritische Sicherheitslücken geschlossen werden. Das ist deshalb gefährlich, weil solche Schwachstellen für Cyberkriminelle wie eine offene Tür sind, die sie regelrecht dazu einladen, in das System einzubrechen.
Welche Bedrohung hiervon ausgeht, konnte man bereits anhand eines Hacker-Angriffs nur wenige Wochen nach besagtem Datum erahnen, bei dem eine Sicherheitslücke in Windows XP ausgenutzt wurde. Damals schloss Microsoft die Lücke noch.
Doch auch nach offiziellem Ende der Updates haben zumindest gewerbliche Kunden die Möglichkeit, einen Zusatzvertrag (Custom Support Agreements) mit Microsoft abzuschließen, sodass das Unternehmen – natürlich zu einem gewissen Preis – weiterhin für die Sicherheit der Systeme sorgt und regelmäßige Updates zur Verfügung stellt.
Davon hat die Regierung Gebrauch gemacht. Insgesamt gibt es 7.300 Computer in den Büros der Bundestagsabgeordneten und Verwaltungsmitarbeiter, wie viele von ihnen noch auf Windows XP laufen, ist allerdings unbekannt. Obwohl Microsoft bereits 2007 das Ende des XP-Supports für 2014 angekündigt hatte, wird es voraussichtlich noch bis Ende Januar 2015 dauern, bis der Bundestag alle Rechner auf ein aktuelles Betriebssystem umgestellt haben wird. Bis dahin summieren sich die Kosten auf insgesamt rund 119.000 Euro.
Neben dem Bundestag gibt es in Deutschland noch andere Behörden und Ministerien, die die Umstellung nicht zum April dieses Jahres bewältigen konnten. Hierzu gehört die Deutsche Bundeswehr, die im Mai noch 50.000 Rechner mit Windows XP hatte und das Land Niedersachsen mit 8.000 Computern.
Zwar sind 119.000 Euro nicht wenig Geld, doch ein Blick nach Großbritannien oder in die Niederlande zeigt, dass es auch noch teurer hätte werden können. In den beiden Ländern haben die Regierungen mehrere Millionen Euro an Microsoft bezahlt, um ihre Systeme weiterhin abzusichern.
Aber zurück zum Deutschen Bundestag: Besonders vor dem Hintergrund, dass die Regierung mit dem IT-Sicherheitsgesetz Betreiber kritischer Infrastrukturen in die Pflicht nehmen will, die Systeme besser zu schützen, sollte sie selbst mit gutem Beispiel vorangehen und auf die Aktualität der eigenen Software achten, um das Risiko eines Hacker-Angriffs zu minimieren.