Microsoft hat am Mittwoch im Rahmen seiner Online-Konferenz connect(); angekündigt, dass das komplette .NET-Framework zukünftig unter einer freien MIT-Lizenz veröffentlicht werden soll. Bei .NET handelt es sich um eine Entwicklerplattform zur Erstellung und Ausführung von Webseiten und anderen großen Anwendungsprogrammen. Darüber hinaus hat Microsoft erklärt, dass der kostenlose Code nicht nur für Server, die auf Windows laufen, verwendet werden kann, sondern auch für Linux und OS X.
Mit dem sogenannten Mono-Projekt gibt es schon seit einiger Zeit eine .Net-kompatible Entwicklungs- und Laufzeitumgebung auf Open-Source-Basis. Der .Net-Quellcode war zwar schon länger unter einer Shared-Source-Lizenz einsehbar, konnte aber nicht direkt verwendet werden. Deshalb war Xamarin – das Unternehmen, welches das Mono-Projekt primär vorantreibt – gezwungen, alle Funktionen nachzubauen. Microsoft und Xamarin wollen nun zusammen mit der Open-Source-Gemeinde die gemeinsame Codebasis von .NET weiterentwickeln.
Mit dieser Entscheidung stellt sich Microsoft der Realität moderner Software-Entwicklung und auch einer veränderten Marktsituation, denn viele Entwickler und Unternehmen setzen mittlerweile auf Linux-Server. Ein quelloffener .Net-Code, der auch auf Linux und OS X läuft, könnte also zu einer verbreiteteren Nutzung von Microsofts Entwicklertools führen und der nach wie vor weit verbreiteten Java-Laufzeitumgebung Konkurrenz machen. Dann könnte das Unternehmen seine Gewinne über andere Kanäle generieren – z.B. durch Premiumversionen oder seine Cloud-Plattform Azure, mit der Software erstellt und ausgeführt werden kann, ohne einen eigenen Server aufzusetzen.
Dieser Schritt stellt eine von vielen Veränderungen dar, die der neue CEO Satya Nadella seit Januar dieses Jahres bei Microsoft vorangetrieben hat – stets mit einem Blick in Richtung des Aufstiegs rivalisierender Betriebssysteme und Open-Source-Software. So bietet das Unternehmen nun auch kostenlose Versionen seiner Office-Anwendungen für iPhones und iPads sowie kostenlose Windows-Versionen für Smartphones und andere kleine Geräte an. Zudem ist laut Wired angedacht, dass die nächste Windows-Version für Server auch Docker beinhalten wird – eine Container-Technologie, die ursprünglich für Linux konzipiert wurde.