In der vergangenen Woche hatten Ermittler die mutmaßlichen Verantwortlichen hinter dem Streaming-Portal kinox.to aufgespürt. Zwei von vier Hauptverdächtige konnten hierbei festgenommen werden. Die anderen beiden hatten sich anscheinend bereits im Sommer ins Ausland abgesetzt. Nach ihnen wird nun gefahndet.
Bei kinox.to handelt es sich um eine Plattform, auf der Nutzer Links zu einer Vielzahl an Film- und Serien-Streams finden. Weil es sich hierbei um urheberrechtlich geschützte Inhalte handelt, sind diese Streams illegal.
Die Betreiber selbst argumentieren, dass kinox.to wie Google lediglich ein Index für Links sei und sie deshalb nicht für die hier angebotenen Inhalte verantwortlich seien. Die Ermittler vermuten allerdings, dass die Betreiber neben kinox.to auch Speicherdienste wie Bitshare oder shared.sx leiten und damit auch die Inhalte der Streams zu verantworten haben.
David gegen Goliath
Auch nach der Verhaftung der Verdächtigen ist kinox.to weiterhin online. Den Ermittlern fehlen die Zugangsdaten zu den entsprechenden Servern, um die Webseite aus dem Netz zu nehmen. Generell ist der Kampf gegen derartige Portale für die Behörden äußerst schwierig. Das liegt vor allem daran, dass die Betreiber verschiedene Anonymisierungsmethoden anwenden, um unentdeckt zu bleiben: Die Domain kinox.to hat die Ländererkennung von Tonga. Die Zulassungsbehörde dieses Inselstaats ist sehr verschwiegen und so lassen sich in den Whois-Informationen, die eigentlich die Kontaktdaten der Besitzer beinhalten, keine Hinweise auf die Identität der kinox.to-Betreiber finden.
Auch in Bezug auf Informationen über die Server, auf denen Webseiten liegen, sind die Betreiber der Streaming-Portale vorsichtig. So nutzen sie beispielsweise ausländische Anonymisierungsdienste, die mithilfe von Proxy-, Bouncer- und Cloud-Diensten den Standort des Servers verschleiern.
Auswirkungen für Nutzer
Eine wiederkehrende Frage lautet, ob die Nutzer, die sich über ein solches Portal einen Film oder eine Serie anschauen, illegal handeln oder nicht. Den entscheidenden Unterschied macht hierbei, ob der Nutzer den Stream lediglich betrachtet, oder ob er den Inhalt gleichzeitig weiter teilt und damit urheberrechtlich geschützte Filme verbreitet. Im Mai dieses Jahres kam es beispielsweise zu einer Flutwelle von Abmahnungen gegen Nutzer des Streaming-Dienstes „Popcorn Time“. Hier werden die empfangenen Daten im Hintergrund gleichzeitig hochgeladen und anderen Nutzern zur Verfügung gestellt. Damit verbreitet der Nutzer den Inhalt und handelt illegal.
Bei kinox.to findet kein Austausch von Inhalten statt und auch die Anwälte der Beschuldigten gehen davon aus, dass Nutzer keine Konsequenzen zu befürchten haben.
Wie geht’s nun weiter?
Natürlich stellt sich den Behörden die Frage, wie sie die Verbreitung von Streaming-Portalen verhindern können. Ein möglicher Ansatz besteht darin, die Domain- und Serveranbieter international stärker in die Pflicht zu nehmen, um die Betreiber dieser Webseiten schneller zu identifizieren.
Liest man sich im Internet durch Leserkommentare, erkennt man jedoch schnell, dass das eigentliche Problem im Fehlen von legalen Alternativen liegt. Die Nutzer wären durchaus bereit, für ein solches Angebot Geld zu bezahlen. Ein Vorteil bestünde zudem darin, dass die Gefahr, sich mit Malware zu infizieren, auf offiziellen Webseiten geringer ist als bei illegalen Streams. Die derzeitigen Möglichkeiten wie Netflix, Watchever oder Amazon Instant Video bieten allerdings bei weitem kein so vielfältiges und aktuelles Angebot wie die illegalen Plattformen. Solange die Unterhaltungsindustrie hier keine Nachbesserungen vornimmt, werden viele Nutzer vermutlich nicht einsehen, auf die Streaming-Portale zu verzichten. Und damit wird es für deren Betreiber auch weiterhin ein lukratives Geschäft bleiben.