Am Mittwoch hat das Bundeskriminalamt (BKA) sein „Bundeslagebild Cybercrime 2013“ veröffentlicht. Aus diesem jährlich erscheinenden Bericht geht hervor, dass Cyberkriminalität in Deutschland weiterhin auf dem Vormarsch ist. Mit 64.426 gemeldeten Vorfällen kann im Vergleich zum Vorjahr zwar nur eine Steigerung von 1 Prozent verzeichnet werden, aber dennoch ist laut BKA ein Aufwärtstrend zu erkennen.

Eine große Zunahme an Delikten betrifft den Bereich der Computersabotage. Im Jahr 2013 wurden 12.766 Vorfälle gemeldet, 18 Prozent mehr als 2012. Auch die digitale Erpressung nimmt laut dem Bericht zu – 6.754 Fälle. Mit sogenannter Ransomware sperren Hacker die Computer ihrer Opfer mit der Behauptung, dass auf dem Rechner rechtswidrige Aktivitäten entdeckt wurden. Gerne gaukeln die Angreifer den Betroffenen vor, dass die Anschuldigung vom BKA oder anderen staatlichen Behörden kommt. Der Nutzer wird dann dazu aufgefordert ein Lösegeld zu bezahlen, um den Zugriff auf seinen Computer wiederzuerlangen.

Phishing-Angriffe mit Bezug auf Onlinebanking erfreuen sich laut Statistik ebenfalls großer Beliebtheit unter Cyberkriminellen – mit einem Gesamtschaden von 16,4 Millionen Euro. Dabei schien es im Jahr 2012 Grund zum Aufatmen zu geben: Die Anzahl der Vorfälle war um fast die Hälfte zurückgegangen. Dies war vermutlich dem mTAN-Verfahren geschuldet, das viele Kreditinstitute als Schutzmaßnahme eingeführt hatten. Dass es 2013 mit 4.096 Delikten wiederum zu einer Steigerung von 19 Prozent im Vergleich zu 2012 kam, lässt darauf schließen, dass die Cyberkriminellen ihre Methoden nun angepasst haben.

Dies spricht für einen Trend, der im „Fazit“ des Berichts genannt wird: Die Täter werden professioneller und nutzen komplexere Schadsoftware. Dass sich immer mehr Menschen Sorgen um ihre Sicherheit im Internet machen, geht auch aus einer Umfrage des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) hervor. Um sich selbst zu schützen, ergreifen die Nutzer zum Teil radikale Maßnahmen. Nahezu die Hälfte der 1.000 Befragten gab an, dass sie keine vertraulichen Dokumente mehr per E-Mail verschicke. Fast ein Drittel verzichtet auf Onlinebanking und jeweils ein Viertel kauft nicht mehr im Internet ein, bzw. entzieht sich sozialen Medien. Dieter Kempf, Präsident von BITKOM, bezeichnet die Zahlen als alarmierend, „weil dieser Trend die digitale Entwicklung bremst“.

Kritik am Bundeslagebild

Der Bericht des BKA stößt nicht überall auf Zustimmung. So wird in einem Artikel der Süddeutschen kritisiert, dass nicht beachtet werde, dass neben dem Anstieg der gemeldeten IT-Delikte auch die Anzahl der Internetnutzer zunehme. Und mehr Menschen, die digitale Technologien nutzen, bedeuten laut Artikel, dass es auch mehr Menschen gibt, die einen Vorfall melden.

Zudem kann kritisiert werden, dass das BKA seine Aussagen bezüglich der steigenden Bedrohungslage auf der Annahme stützt, dass die Dunkelziffer weit größer ist, als das offizielle Ergebnis. Harte Fakten fehlen jedoch. Dessen ist sich die Behörde aber durchaus bewusst, die im Bericht anmerkt, dass die statistischen Daten „aufgrund des vermuteten Dunkelfeldes eine begrenzte Aussagekraft besitzen“.

Die Notwendigkeit, diesen Umstand zu ändern wird ebenfalls formuliert: „Eine Aufhellung des Dunkelfeldes ist für die Strafverfolgungsbehörden (…) sehr wichtig“. Hiermit greift das BKA einen Gedanken auf, der die deutsche Politik derzeit scheinbar intensiver umhertreibt. Erst vor kurzem hat die Bundesregierung angekündigt, ein IT-Sicherheitsgesetz einzuführen, in dem Unternehmen unter anderem zu einer Meldung im Falle eines Sicherheitsvorfalls verpflichtet werden sollen.