Die japanische Bitcoin-Wechselbörse Mt.Gox hat den Tauschhandel eingestellt und ihre Webseite aus dem Netz genommen. Bei einem Onlinediebstahl wurden dem Unternehmen 744.000 Bitcoins geklaut, die laut Wired einem Geldwert von 350 Millionen Dollar entsprechen.

Wie Reuters berichtet, ist der Begründer des Unternehmens spurlos verschwunden und die Mitarbeiter enthalten sich jeglichen Kommentars.

Laut Wired ist das Unternehmen wahrscheinlich einem länger anhaltenden Angriff zum Opfer gefallen. In dem Bericht wird ein Dokument zitiert, das am Montag von Bitcoin-Entrepreneur Ryan Selkis veröffentlicht wurde. Dort heißt es, dass die Wechselbörse nach einem Monate dauernden Hacker-Angriff nun insolvent ist: „Die Realität sieht so aus, dass Mt.Gox jeden Moment zahlungsunfähig wird. Und als Unternehmen hat es das mit Sicherheit auch verdient.“ Wired konnte diesen Bericht bisher noch nicht bestätigen und meldet, dass derzeit kein Pressesprecher für Mt.Gox verfügbar ist, um ihn zu kommentieren.

Das Dokument mit dem Titel MtGox Situation: Crisis Strategy Draft zieht im Internet weite Kreise. Scheinbar handelt es sich um ein internes Dokument, das die verschiedenen Strategien für die Zukunft des Unternehmens beschreibt: „Die derzeitige Situation wird für jeden, der Bitcoins besitzt oder mit ihnen handelt, negative Auswirkungen haben.“ Schuld an dem Schlamassel seien „der gewaltige Diebstahl und eine schlechte Bitcoin-Buchhaltung“.

Nachdem eine Stellungnahme des Wallet-Unternehmens Coinbase veröffentlicht wurde, in der sie Mt.Gox anprangerten, wurde die Webseite aus dem Netz genommen. Laut einem Bericht von FT haben andere führenden Bitcoin-Wechselbörsen diesen Schritt begrüßt.

„In jeder neu aufkommenden Industrie gibt es schwarze Schafe, die aussortiert werden müssen. Das ist, was wir heute sehen. Mt.Gox hat seine Probleme in privaten Gesprächen mit anderen Mitgliedern der Bitcoin-Community bestätigt.“, lässt Coinbase verlauten.

Laut Bloomberg Businessweek hat das Unternehmen bereits früher in diesem Jahr die Bitcoin-Rücktritte von Kunden verzögert, nachdem sie – wie sie selbst sagten – „unnormale Aktivitäten“ bemerkten. Gerüchten zufolge droht dem Unternehmen nun die Insolvenz.

Der erfahrene Sicherheitsexperte und Autor Graham Cluley sagte dazu: “Was für ein riesiger Schlamassel. Laut einigen Berichten sind 6 % aller sich in Umlauf befindlichen Bitcoins gestohlen worden. Das wird einen nachhaltigen Einfluss auf die gesamte Bitcoin-Welt haben und man wird sehen müssen, ob das Vertrauen in die Crypto-Währung dauerhaft geschädigt wurde.“

Wenn es stimmt, dass der Verlust des Geldes einem Hacker-Diebstahl geschuldigt ist, handelt es sich um einen von vielen Angriffen auf Bitcoin-Seiten, die dieses Jahr verübt wurden. Dazu gehört auch der groß angelegte Angriff auf die E-Commerce-Plattform Silk Road 2.0, die nahezu alle ihre Bitcoin-Reserven verlor – mit einem geschätzten Wert von mehreren Millionen Dollar. Auf WeLiveSecurity wurde hierüber bereits berichtet.

Das Forbes Magazine berichtet, dass dies einer von vielen Hacker-Angriffen auf Schwarzmarkt-Seiten war. Von den vielen Seiten, die nach der Sperrung der originalen Silk Road Plattform aufkamen, wurden drei nach einem Diebstahl durch Insider und zwei nach Hacker-Angriffen wieder geschlossen. Auch die neueste Panne von Silk Road 2.0 sei einem Insider zu verdanken, der einen kurz vorher entdeckten Fehler ausgenutzt zu haben scheint, um Geld zu klauen und sich damit aus dem Staub zu machen. Davon gehen zumindest die Seiten-Administratoren aus.